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INHALT

Im Nachkriegsdeutschland der späten 50er Jahre begegnet der Gymnasiast Michael (David Kross) der Straßenbahn-Schaffnerin Hanna (Kate Winslet). Auf ruppig-mütterliche Art verführt die 36-Jährige das "Jungchen". Der 15-Jährige beginnt mit der wortkargen Frau eine Affäre, die um ein scheinbar albernes Spiel kreist. Hanna geht nur mit ihm ins Bett, wenn er ihr aus seinen Schulbüchern vorliest: Homer, Tschechow, D.H. Lawrence. Sie lauscht mit gespannter Aufmerksamkeit. Die Unbeschwertheit dauert einen Sommer, dann verschwindet Hanna spurlos. Ein knappes Jahrzehnt später nimmt Michael (nun gespielt von Ralph Fiennes), inzwischen Jurastudent, als Beobachter an einem Auschwitz-Prozess teil und erkennt zu seinem Entsetzen Hanna unter den Angeklagten. Seine einstige Geliebte entpuppt sich als KZ-Aufseherin, die 300 Menschen auf dem Gewissen haben soll. Im Laufe der Vernehmungen errät Michael ihr Geheimnis, für das sich Hanna mehr schämt als für ihre Verbrechen: Sie ist Analphabetin. Mit dieser Information würde sich die Beweislage ändern. Soll Michael für sie aussagen? Stellt sich dadurch die Frage nach ihrer persönlichen Schuld neu?Bernhard Schlinks Roman von 1995 sorgte für Aufsehen und wurde weltweit zum Bestseller. Der Brite Stephen Daldry, der bereits mit der Virginia-Woolf-Verfilmung "The Hours" sein Talent für die Adaption komplexer Literaturvorlagen bewies, hält sich eng an das Buch. Er gliedert die Handlung in drei Zeitabschnitte und lässt Michael im letzten Teil Hanna erneut begegnen. Auf explizite Lehren verzichtet dieses Drama, ebenso auf Holocaust-Rückblenden. Seine Geschichte handelt vom Umgang mit Schuld. Sieht man diese anders, wenn eine nahestehende Person darin verwickelt ist? In der eleganten Inszenierung der Täterin findet der Zwiespalt seinen Ausdruck. Hanna wird nicht als sadistisches Monster dämonisiert, sondern als ambivalenter Mensch gezeigt. Zudem ist die Rolle unvergleichlich besetzt: Kate Winslet gibt die einerseits verletzliche und erotische Frau, die anderseits "deutsche Tugenden" wie Sauberkeit und Ordnung über alles stellt und als reibungslos funktionierendes Rädchen im Getriebe der Mordmaschinerie funktioniert hat. Für ihre Darstellung der Hanna erhielt die britische Schauspielerin den Oscar in der Kategorie Beste Hauptrolle. Liebhaber Michael, kongenial von David Kross und Ralph Fiennes verkörpert, muss am Ende die bittere Wahrheit erkennen, dass Kultur kein Gegengift zur Barbarei bietet.

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