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Christoph Röhl zeichnet Josef Ratzingers Werdegang vom Priesteramt über den Lehrstuhlinhaber bis zum Kardinal und dann zum Papst nach und entwirft dabei ein komplexes Bild der Machtstrukturen der katholischen Kirche.

Nachdem er in den 1960er-Jahren einige Jahre lang als Erneuerer gegolten hatte, sorgte Kardinal Ratzinger während seiner 30-jährigen Tätigkeit innerhalb des Vatikans, erst als Leiter der Glaubenskongregation, dann als Papst, maßgeblich für den Erhalt der Autorität der Kirche und des Vatikans. Er sah die Wahrheit ausschließlich in der Lehre der katholischen Kirche und sah die moderne Gesellschaft mit ihrem Relativismus als verloren an.

Die Interviewpartner im Film, die zum überwiegenden Teil innerhalb des klerikalen Systems tätig waren, stellen das offiziell propagierte Bild von Ratzinger als "bescheidenem Gelehrten" infrage. Sie machen deutlich, welche Rolle er beim Aufbau eines Machtsystems im Vatikan unter Papst Johannes Paul II. spielte und inwiefern er damit erheblich zu dem Vertrauensverlust beitrug, unter dem die katholische Kirche bis heute leidet.

Denn sein Umgang vor allem mit den internationalen Missbrauchsskandalen, mit denen er schon seit den 1990er-Jahren konfrontiert war, zeigte, dass es ihm vornehmlich um den Schutz des Ansehens der Kirche ging, nicht um das Schicksal der Opfer. Seine Bemühungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, blieben halbherzig, wie Betroffene aufzeigen. Zugleich musste Papst Benedikt erkennen, dass sich seine größten Feinde in Wahrheit nicht außerhalb, sondern innerhalb der Kirche bewegten, sogar im Kreis seiner engsten Vertrauten.

Christoph Röhl kommt zu der Einschätzung, dass jene Krisen, die während Benedikts Pontifikats zum Vorschein kamen, systemischen Ursprungs sind und bis heute fortbestehen. Röhl nimmt dabei nicht nur den Vatikan selbst in den Blick, sondern zeigt auch den Einfluss auf, den Vorgänge in Landeskirchen in den USA, in Irland, den Ländern Lateinamerikas hatten und welche Rolle Laienorganisationen wie Legionäre Christi oder Het Werk für den Vatikan spielten. Gesprächspartner sind unter anderen Erzbischof Georg Gänswein, Erzbischof Charles Scicluna, der Jesuit, Gymnasiallehrer und Autor Klaus Mertes, die ehemalige Ordensschwester und Theologin Doris Wagner, die Theologen Wolfgang Beinert und Hermann Häring sowie der Ordenspriester Tony Flannery, der Ordenspriester und Kirchenrechtler Thomas C. Doyle und das ehemalige Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission, Marie Collins.

Pressestimmen:
"Christoph Röhl hat einen kritischen Film gedreht, der in manchen Passagen sogar ein verheerendes Bild der katholischen Kirche und ihrer Führer zeichnet, aber er verliert niemals die Distanz." (Berliner Zeitung, 31.10.2019)

"Im großartigen Film rekonstruiert er (Christoph Röhl, d. Red.) Ratzingers Karriere anhand von Zeitzeugenberichten und Archivmaterial. (…) Die Analyse ist Röhl wichtiger als die Skandalisierung. So ergibt sich das Bild eines Mannes, der aus Angst um seine spirituelle Heimat die Augen verschließt, um dann zu merken, dass die Realität auch einen Papst einholen kann." (Abendzeitung München, 31.10.2019).

Christoph Röhl wurde 1967 in Brighton, England, geboren. Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Manchester und Regie- und Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seine Filme, darunter "Und wir sind nicht die Einzigen" (Dokumentarfilm, 2010), "Die Auserwählten" (Spielfilm, 2014), "Kaisersturz" (Fernsehfilm, 2018) gewannen zahlreiche internationale Preise und wurden im Kino ausgewertet.

Darsteller
Drehbuch:
Erzähler: Ulrich Tukur
DAUER: 92 min

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