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Lieber Thomas

Lieber Thomas (2021)

Drama, Biographische | Deutschland

Bewertung: 7.1/10
Benutzer-Bewertung: 10/10

INHALT

Der «liebe Thomas» ist eine reale Person: Thomas Brasch (Albrecht Schuch), ein jüdischer, in Grossbritannien geborener Ostberliner Dichter und Regisseur (1945-2001). Der Film erzählt zwar chronologisch, springt aber durch verschiedene Zeitabschnitte, die von Braschs Kindheit bis zu seinem frühen Tod im Alter von 56 Jahren reichen. Dazwischen immer wieder Ausschnitte aus einem seiner Gedichte, in dem Gegensatzpaare durch das Wort «aber» verbunden werden: «Ich will nicht verlieren, was ich habe, aber ich will auch nicht bleiben, wo ich bin».

Dieser Satz spiegelt ein Leben voller Widersprüche. Immer wieder lehnte sich Brasch gegen Autoritäten auf. Er überwarf sich dabei nicht nur mit seinem Vater (Jörg Schüttauf), einem überzeugten Sozialisten; auch für die DDR-Behörden war Barsch, der sich zeitlebens als Kommunist bezeichnete, ein rotes Tuch. Rastlos hangelte sich der Dichter von Konflikt zu Konflikt. Seine Beziehungen zu Frauen dauerten oft nur kurz, und während der Zeit des Zusammenseins dienten ihm die Geliebten vor allem als Musen. Einzig Katharina Thalbach (Jella Haase) bedeutete ihm mehr.

Einschneidend für Barsch war dann vor allem der Verrat seines Vaters, der, als Thomas Barsch gegen den Einmarsch der Roten Armee in der Tschechoslowakei protestierte, den Sohn denunzierte. Er wurde zu zwei Jahren und einigen Monaten Gefängnis verurteilt, dann aber, nach etwas mehr als zwei Monaten, entlassen. Sein Vater, der über viel politisches Gewicht verfügte, hatte es sich offenbar anders überlegt und holte den Sohn aus dem Gefängnis. Auf Bewährung wurde er zum Arbeitsdienst als Fräser in der Berliner Transformatorenfabrik «Karl Liebknecht» eingeteilt.

Seine Texte in der DDR zu veröffentlichen, blieb aber so gut wie unmöglich. Als im Westen ein Gedichtband von ihm erschien, wies der Staat ihn und seine Freundin kurzerhand aus. Als man ihn im Westen aber als Dissident und Regimekritiker zu vereinnahmen versuchte, widersetzte sich Brasch und empörte mit der Aussage, dass er lediglich von einem repressiven System in ein anderes gewechselt habe. Legendär sein Auftritt beim Empfang des bayerischen Filmpreis 1981, als er in München vor den versammelten CSU-Granden inklusive dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauss seiner Ausbildungsstätte dankte: der Filmhochschule der DDR.

In Macho-Pose zelebriert er seinen Widerstand gegen alles und alle. Aushalten lässt sich das bald nur noch mit Drogen, was aber die Selbstzerstörung des Dichters und Filmers bloss weiter beschleunigt. Barsch ist am Boden zerstört, als sein künstlerisch vielversprechender jüngerer Bruder Klaus (Joel Basman) im Alter von 30 Jahren an einem Pillen-Alkohol-Cocktail stirbt. Im letzten Kapitel driftet der von Husten geplagte Thomas Barsch immer weiter in seine Traumwelt ab, bis der Tod dieses Leben in Opposition schliesslich endgültig auslöscht.

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