FOLGE: Die Zukunft der Medizin - kann KI heilen?

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Annie Einhäuser ist heilfroh, dass ihr Hautarzt künstliche Intelligenz (KI) bei der Hautkrebsvorsorge einsetzt. Als sie vor knapp drei Jahren einen merkwürdigen Fleck am Dekolleté entdeckte, wurde dieser in der KI-Sofortsprechstunde ihres Hautarztes mit einer speziellen Kamera gecheckt. Die künstliche Intelligenz schlug Alarm: Der sekundenschnelle Abgleich des Fotos mit Hunderttausenden anderer in einer Hautkrebs-Datenbank ergab einen maximal hohen Risikowert. Der Verdacht: Es handelt sich um ein gefährliches Melanom. Bereits am nächsten Tag wurde der damals 17-jährigen Annie der verdächtige Fleck entfernt. Die anschließende Gewebeuntersuchung ergab, dass sich bereits Mikro-Metastasen gebildet hatten: ein sehr frühes Stadium von Krebs. Dass Annie Einhäuser sich für das Angebot der KI-Sofortsprechstunde entschied, rettete ihr möglicherweise das Leben. Denn bei ihrer Form des schwarzen Hautkrebses zählt jeder Tag, um die Ausbreitung von Metastasen im Körper zu verhindern. Für ihren Hautarzt Phillip Buck ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz zukunftweisend. "Die KI ist jederzeit einsatzbereit; lange Wartezeiten für einen Behandlungstermin entfallen also. Sie erinnert sich auch nach Jahren noch an jeden einzelnen Leberfleck, registriert Veränderungen sofort und destilliert daraus einen Risikowert. Das ist eine Revolution in der Diagnostik." Ein Klinikum der Zukunft beim Einsatz von künstlicher Intelligenz ist die Universitätsklinik in Essen, wie die Autoren Oliver Koytek, Norman Laryea und Jovanna Weber in der "WISO-Dokumentation" zeigen. In Essen unterstützt KI Ärzte bei schwierigen OPs. Klinikchef Jochen Werner bewertet seine zehnjährige Erfahrung mit dem Einsatz von KI positiv: "Eine KI ist nie unausgeschlafen oder gestresst. Natürlich kann auch sie sich mal irren. Aber insgesamt machen Menschen deutlich mehr Fehler als eine künstliche Intelligenz." Deshalb werden im Klinikum Essen zum Beispiel komplizierte OPs vorher mithilfe von KI simuliert. Während des Eingriffs liefert die künstliche Intelligenz dem Chirurgenteam wichtige Hinweise für den optimalen Verlauf der Operation. In Berlin erfahren die Autoren der "WISO-Dokumentation", dass nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche mit KI-Unterstützung therapiert wird: Der KI-Roboter "Robbie" wird beispielsweise bei der Behandlung von Kindern mit Autismus eingesetzt. Bei autistischen Kindern lösen ihnen unbekannte menschliche Therapeuten häufig Stress und Angst aus. Über den Roboter können die Therapeuten leichter und spielerisch mit ihnen Kontakt aufnehmen. "Autistische Kinder empfinden persönliche Interaktion oft als beängstigend. Das gilt natürlich auch beim Kontakt mit neuen Therapeuten. Anders beim Roboter: Der hat eine ganz reduzierte Gestik und Mimik, ist vom Verhalten her sehr vorhersehbar. Deshalb interagieren autistische Kinder sehr gut mit Robotern. Wir setzen ihn sozusagen als 'Eisbrecher' ein", erzählt Simone Kirst von der Berliner Humboldt-Universität. Damit die künstliche Intelligenz schnell und sicher Analysen und Empfehlungen liefern kann, muss sie allerdings ständig trainiert werden. Hierfür werden Patientendaten aus aller Welt in riesigen Rechenzentren zusammengeführt und aufbereitet. "Wenn eine KI nicht präzise genug trainiert wurde, kann sie falsche Empfehlungen geben", warnt Matthias Spielkamp von AlgorithmWatch. Spielkamp kennt Beispiele, bei denen Patienten nach KI-Empfehlungen grundlos länger auf Operationen warten mussten. Die Schlussfolgerung daraus ist für ihn klar: "Wie und mit welchen Daten KI trainiert wird, muss genau geprüft werden. Nur dann kann sie wirklich die Medizin voranbringen." Dass KI für die Zukunft der Medizin eine Rolle spielen kann und wird, das zeigt unter anderem eine der größten Medizinmessen der Welt: die MEDICA in Düsseldorf. Fast 5300 Aussteller präsentierten dort Ende 2023 ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen. Bei vielen Firmen spielt KI dabei die Hauptrolle. Das Versprechen der Branche: Künstliche Intelligenz macht medizinische Behandlung schneller und effizienter. Ein Versprechen, das Begehrlichkeiten weckt und die Branche boomen lässt. Experten schätzen, dass sich der weltweite Umsatz von KI im Gesundheitswesen in absehbarer Zeit verzehnfachen wird: von aktuell 6,9 auf 67,4 Milliarden Euro.

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