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Der Hunger treibt zwei arme Tuchmachergesellen (Horst Drinda/Werner Lierck) in eine von dicken Mauern befestigte Stadt, in der - wie sie gehört haben - Milch und Honig fließen sollen. Aber dort regiert auch ein eitler Herrscher, umgeben von einem katzbuckelnden Hofstaat und einer stets wachsamen Polizei. Aus Hunger und um nicht aus der Stadt getrieben zu werden, versprechen die beiden, dem Kaiser (Wolf Kaiser) ein besonders schönes Kleid zu weben, bei dessen Anblick jede Kreatur vor dem Mächtigen ehrfurchtsvoll erschauert und das nur derjenige sehen kann, der klug und seinem Amte gewachsen ist.
Zwei Tage liegt die "ruhmreiche Errichtung des antifaschistisch-demokratischen Schutzwalls" in Berlin zurück, als Regisseur Konrad Petzold und Drehbuchautor Egon Günther den DEFA-Oberen ihren Film "Das Kleid" vorlegen. Nach dem berühmten Märchen von Hans Christian Andersen erzählen sie ausgerechnet eine Geschichte, die im ummauerten Stadtstaat eines eitlen Herrschers spielt. Ein denkbar schlechtes Timing für den DEFA-Film, 1991 erst erlebt er seine Premiere, allerdings in einer nachsynchronisierten Fassung, da nur noch das Bildnegativ im Archiv gefunden werden konnte.
Zur überaus prominenten Besetzung zählt Horst Drinda, der am 1. Mai 90 Jahre alt geworden wäre. Der Schauspieler gehörte zu den populärsten Stars der DDR - er war auf der Theaterbühne ebenso präsent wie im Spiel- und Fernsehfilm. Der gebürtige Berliner, der bei Dessau Flugzeugmotorenschlosser lernte, gab 1946 am Deutschen Theater in Berlin sein Bühnendebüt, daneben besuchte er die Schauspielschule des Hauses. Horst Drinda wurde zu einem der profiliertesten Schauspieler des traditionsreichen Theaters - erinnert sei nur an eine der erfolgreichsten Inszenierungen: Im "Drachen" unter der Regie von Benno Besson spielte er in 700 Aufführungen in 15 Jahren. Seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm - dem DEFA-Lustspiel "Einmal ist keinmal" unter der Regie von Konrad Wolf - bekam er 1955. Filme wie "Lissy" (1957) und "Das verhexte Fischerdorf" (1962) folgten.
Ab 1971 gehörte Horst Drinda zum DFF-Ensemble und prägte viele TV-Serien mit seinem Talent. Er war "Ich - Axel Springer" (1968) und "Scharnhorst" (1978) und brillierte als smarter Kapitän Karsten in dem Neunteiler "Zur See". In der Nachwendezeit spielte Horst Drinda Theater, u.a. am Stadttheater Bern, und war in einem knappen Dutzend Filmen zu sehen. Seine letzte Rolle spielte er 2003 in einer Episode der MDR-Serie "In aller Freundschaft". Über fünf Jahrzehnte gelang es dem großen Mimen, der 2005 gestorben ist, sein Publikum mit klassischer Strenge ebenso zu überzeugen wie mit seinem komödiantischen Talent.

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