Tokio bebt

INHALT

Die franzsische Controllerin Alexandra Pacquart (Karin Viard) hat sich 2011 in einem Karrieresprung gerade zu einer franzsischen Grobank in Tokio abwerben lassen. Whrend ihr Mann Bertrand (Charlie Dupont) in Hong Kong noch die Zelte der Familie abbricht, hat Alexandra mit ihren beiden Kindern bereits eine Wohnung in der neuen Heimat bezogen. Engagiert untersttzt von ihrer Assistentin Kimiko (Yuri Narita) und dem brillanten Praktikanten Amani Sassou (Stphane Bak) profiliert sich Alexandra als fhige zweite Frau unter dem Leiter der Tokioter Niederlassung, dem wendigen Karrieristen Dominique Besse (Philippe Uchan).
Als kurz nach ihrer Ankunft ein massives Erdbeben die Katastrophe von Fukushima auslst, schwanken mit den Hochhusern Tokios auch smtliche Gewissheiten - vor allem bei den in der Stadt arbeitenden Expats. Niemand wei genau, wie die Situation einzuschtzen ist, sodass kostbare Zeit fr die Flucht vor einer drohenden atomaren Wolke verstreicht. Alexandra, hin- und hergerissen zwischen der Sorge um ihre Kinder und ihrer Verantwortung als Fhrungskraft ihres Arbeitgebers, zgert lange, ob sie sofort mit ihren Kindern nach Hongkong flchten oder in Tokio die Stellung halten soll.
Whrend ihr Mann voller Entsetzen irgendwann feststellen muss, dass seine Frau auf sein Drngen hin zwar die Kinder, nicht aber sich selbst in eines der letzten Flugzeuge aus Tokio setzt, besteht ihr Chef auf ihrer Anwesenheit im Bro, um die Evakuierung der Angestellten zu organisieren, die in einer Sondermaschine nach Frankreich ausgeflogen werden sollen.
Doch schon bald muss Alexandra fassungslos erkennen, dass sie von ihrem Chef belogen wurde: Er nmlich hat auf Gehei der Zentrale in Paris die angekndigte Evakuierung lngst aufgegeben und nur sich selbst in Sicherheit gebracht. Von ihren panisch abreisenden franzsischen Kollegen im Stich gelassen, findet sich Alexandra pltzlich in der alleinigen Verantwortung fr die japanischen Mitarbeiter und ihren afrikanischen Praktikanten.
Sie muss sich entscheiden, entweder noch eine letzte Fluchtmglichkeit fr sich selbst zu nutzen oder sich um ihre loyale Truppe zu kmmern und damit genau die Werte zu vertreten, die ihre Vorgesetzten immer vollmundig verkndet, jedoch nicht gelebt haben. Gemeinsam mit Amani, Kimiko und den japanischen Kollegen beginnt sie mit dem Mut der Verzweiflung, das berleben in einer atomaren Katastrophe vorzubereiten.
"Tokio bebt" ist ein psychologisch ungewhnlich spannender Katastrophenfilm, der die Frage des nackten berlebens seiner Figuren nach dem Reaktorunfall von Fukushima auch als eine Frage nach ihrer moralischen Haltung stellt. Was tut man in einer Situation, die alle bisherigen Sicherheiten schlagartig beendet? Was bedeutet das fr die persnliche Verantwortung des Einzelnen, und wie bemisst sich der Wert eines Lebens?
Sehr realistisch in der Inszenierung der Ereignisse zieht der Film den Zuschauer an der Seite seiner Heldin in eine Entscheidungssituation, die auf dramatische Weise Angst und persnlichen berlebenswillen mit ethischen Ansprchen und dem Bedrfnis nach Selbstachtung konfrontiert.
Der franzsische Regisseur Olivier Peyon ("Wie ich Mathe gehasst hab'") schickt seine Protagonistin dabei in eine Bewhrungsprobe, die im Genre des Katastrophenfilms sonst meistens nur Mnner durchlaufen. Mit Karin Viard ("Verstehen Sie die Bliers?", "Poliezei"), die seit inzwischen mehr als 35 Jahren mit ber 80 Film- und Fernsehrollen zu den profiliertesten Darstellerinnen des franzsischen Kinos gehrt, hat er fr diese ungewhnliche Heldinnen-Rolle die optimale Verkrperung - in der fr sie typischen Mischung aus leicht zugnglicher Normalitt und entschlossener Strke.