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Abidjan, die grösste Stadt der Elfenbeinküste. Der Strassenjunge Zama (Bakary Koné) wird verhaftet und ins MACA (Maison d’arrêt et de Correction d’Abidjan) gesteckt, ein Gefängnis mitten im Wald. Dieses wird von den Insassen regiert und gleicht eher einem Slum als einer Strafanstalt. Die Gefangenen sind nicht in Zellen gesperrt, sondern bewegen sich frei und kontrollieren das riesige Gelände, nervös beobachtet von bewaffneten Wachen hinter den Barrikaden. Der absolute Herrscher des MACA ist Blackbeard (Steve Tientcheu). Doch nun liegt der im Sterben und der Machtkampf um seine Nachfolge droht auszubrechen.

Um die Machtübergabe hinauszuzögern, greift er zum Mittel des Geschichtenerzählens, einem Ritual, das im Gefängnis Tradition hat. Blackbeard ernennt den schüchternen Neuankömmling Zama überraschend zum neuen «Roman»: Er soll als Geschichtenerzähler die anderen Gefangenen während einer Nacht lang unterhalten. Roman wird rasch klargemacht, dass sein eigenes Überleben und die Stabilität des Gefängnisses von seiner Fähigkeit abhängen, wie Scheherazade durch die Nacht bis zum Morgengrauen eine Geschichte zu spinnen.

«Eine politische Fabel von shakespearescher Schönheit» nannten die Organisatoren des Internationalen Filmfestivals von Fribourg «La nuit des rois». Das packende Drama des Ivorers Philippe Lacôte gewann 2021 den Hauptpreis am Festival und erhielt viele weitere Auszeichnungen weltweit.

Lacôte, der in Abidjan aufwuchs, arbeitete als Radioreporter, inszenierte fiktionale Kurzfilme und Dokumentarfilme, bevor sein erster Langspielfilm «Run» in der Sektion «Un certain regard» in Cannes 2014 Premiere feierte. In seinem zweiten Langspielfilm «La nuit des rois» reflektiert er nicht nur die politischen Zustände in seiner Heimat, sondern auch Erzähltraditionen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und überrascht mit einer kargen, fast schon theatralischen Inszenierung. Die Erzählweise ist angelehnt an die klassische persische Geschichte der Scheherazade aus «1001 Nacht», gleichzeitig nimmt Lacôte Bezug auf den sogenannten Griot, der in Westafrika als berufsmässiger Sänger, Dichter und Instrumentalist epische Texte vorträgt. Der Titel des Films wiederum verweist auf Shakespeares Komödie «Zwölfte Nacht», die auf Französisch «La nuit des Rois» heisst.

Der britische Guardian lobt: «Diese fantasievolle und originelle ivorische Geschichte verbindet die Dynamik eines modernen Thrillers mit älteren Erzähltraditionen zu etwas Einzigartigem, das stark in der lokalen Tradition verankert ist. Sie ist nicht nur ein Zeugnis für die Kraft des Erzählens, das die widrigsten Umstände überwinden kann, sondern kann auch als Kommentar zu der vom Krieg zerrissenen, postkolonialen Realität der Elfenbeinküste gelesen werden.»

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Night of the Kings

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